Die Zeit rennt .... und zwar viel zu schnell

Mal wieder ist es Zeit für einen neuen Zwischenbericht aus Madisi/ Malawi.

Ich kann kaum glauben wie schnell die letzte Zeit vergangen ist und dass ich bereits in fast 3 Monaten im Flugzeug, zurück nach Deutschland, sitze. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich die letzte Zeit und die Erlebnisse in Worte fassen soll, denn meiner Meinung nach ist das Leben hier in Malawi bereits zum Alltag geworden, was jedenfalls positiv gemeint ist.

Ich fange einfach mal damit an, dass ich Anfang März Besuch aus der Heimat bekam und zwar von meiner Cousine und erstaunlicherweise war ich vorher kein bisschen aufgeregt. Eigentlich konnte ich es kaum glauben und realisieren, dass ich ihr bald mein „neues“ Leben näherbringen darf und ihr zeigen kann wie und wo ich die letzten Monate gelebt habe. Am 01.März holte ich sie vom Flughafen ab und konnte es kaum erwarten sie endlich wieder in die Arme schließen zu können. Ich hatte direkt das Gefühl als hätten wir uns erst gestern noch gesehen. Unser zusammen sein war wie immer, nur das wir diesmal an einem anderen Ort waren. Vom Flughafen aus haben wir uns auf den Weg nach Madisi gemacht. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass sie gespannt aus den Fenstern schaute und alle Eindrücke erst einmal sacken lassen musste. Ich habe daran zurückgedacht wie ich mich am ersten Tag in Malawi gefühlt habe, wie gespannt ich die Ereignisse und die Landschaft in mir aufgenommen habe und auch wie überwältigt ich anfänglich war. Allerdings fand ich es auch erstaunlich wie normal viele Sachen für mich geworden waren, wie zum Beispiel die Minibusfahrten, die Hühner und Ziegen auf der Straße, das Einkaufen aus den Autofenstern oder auch einfach das Chitenge tragen. Für mich war es sehr interessant von meiner Cousine zu hören, dass sie es sich komplett anders vorgestellt hat, obwohl sie diejenige war die am meisten mit Bildern und Nachrichten über Whats app von mir auf den neusten Stand gebracht wurde. Eine Frage die ich mir dadurch gestellt habe ist, ob ich den Menschen zurück in Deutschland, das Leben in Malawi wirklich näher bringen kann. Ob die Vorstellungskraft und Bilder wirklich reichen um ihnen ein wirkliches und wahrhaftiges Bild von meinem Leben hier zu geben?

In Madisi angekommen zeigte ich meiner Cousine die Schule, in der sie von allen Schülern mit Liedern und Tänzen begrüßt wurde. Außerdem machten wir einen Spaziergang zum Markt und kauften ein paar Lebensmittel, sprachen mit einigen Bekannten die alle ganz neugierig waren zur wissen wer die neue Weiße im Dorf ist und kauften ebenso eine Chitenge, da meine Cousine sich einen Rock schneidern lassen wollte. Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, ging es dann noch ins Krankenhaus um meiner Cousine zu zeigen wo ich arbeite und fast die meiste Zeit verbringe. Also gab es einen kleinen Rundgang durch alle Stationen und ich merkte, dass sie immer stiller und stiller wurde. Zurück ins unserem Haus angekommen hat sie mich überworfen mit Fragen zum Krankenhaus. „Was haben die Leute für Krankheiten, die dort aufgenommen werden?“ „Wie schlimm ist Malaria und wie viele Leute sterben an dieser Krankheit?“ „Wie viele Ärzte gibt es und kann man dort eigentlich steril arbeiten?“ Wir redeten stundenlang über ihre und meine Eindrücke bis es dann zum Abendessen bei den Schwestern ging. Dort verbrachten wir einen schönen, gemeinsamen und lustigen Abend bis meine Cousine um sieben Uhr todmüde ins Bett fiel. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Busdepot um mit dem Minibus nach Lilongwe zu fahren. Nach einer aufregenden und ehrlich gesagt ziemlich unbequemen Fahrt mit mehreren Hühnern im Bus kamen wir endlich an und wir verbrachten den Tag auf dem „Tourimarkt“ um Mitbringsel zu kaufen und gingen gemütlich ein Kaffee trinken, bis wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Mushroomfarm machten. Nach ungefähr 6 Stunden fahrt kamen wir dort an, allerdings mussten wir noch hoch auf den Berg wo unsere Lodge lag. Das Problem daran ist allerdings, dass die Straße nicht ausgebaut ist und eine einzige Schotterpiste ist. Nachdem wir 2 Stunden warteten, fanden wir ein vernünftiges und heiles Auto, welches uns mitnahm. Problem an der ganzen Sache war, dass nach einer viertel Stunde der Tank leer war und wir und so dazu entschlossen einfach zu laufen, also packten wir unser Gepäck auf den Rücken und machen uns auf den Weg. Nach 3 Stunden Fußmarsch, durch die Hitze, kamen wir endlich dort an und der Ausblick entschuldigte alle Strapazen, die wir auf uns genommen hatten. Wir verbrachten dort zwei Tage und liefen zu den Wasserfällen, dieser Ort war wirklich wunderschön und ist absolut empfehlenswert für Jeden der Malawi besucht.

Unser Urlaub führte uns noch durch Nkhata Bay und an den Kande Beach, wo wir wundervollTage verbrachten bis wir uns am 10. März wieder auf den Weg zum Flughafen machten und ich meine Cousine verabschiedete. Ich habe vorher immer gedacht, dass es schwierig sein würde wieder „Auf Wiedersehen“ zu sagen, aber erstaunlicherweise war es für mich überhaupt kein Problem Abschied zunehmen und alleine zurück nach Madisi zu fahren, denn irgendwie war beziehungsweise ist dies mein derzeitiges Zuhause, in das ich ziemlich gerne wieder zurückgekehrt bin.

Die Arbeit im Krankenhaus ist zur täglichen Freude geworden und lässt mich täglich neue Erfahrungen machen. Kollegen sind nicht nur noch Kollegen sondern Freunde geworden, die ich bereits bald zurücklassen werde. Ich erinnere mich oft an den ersten Tag im Krankenhaus zurück. Ich war erstaunt und überwältigt von den Umständen, habe nicht gedacht, wie die Ärzte und Krankenschwestern hier Menschenleben retten sollen. Erst wenn man Teil vom Team geworden ist, selber hilft und sieht, wie Doktoren und Krankenschwestern alles mögliche versuchen um den Patienten helfen zu können, bekommt man einen tatsächlichen Einblick in die Umstände und die Arbeit im Krankenhaus. Natürlich sind die Umstände anders als in Deutschland, doch trotzdem werden hier Menschenleben gerettet und zwar genauso wie in Deutschland.

Zur Zeit ist im Krankenhaus sehr viel los, die Betten sind alle belegt und in einigen Räumen müssen bereits Patienten auf Matratzen auf dem Boden untergebracht werden. Viele der derzeitigen Patienten haben Malaria, denn gerade jetzt ist die Zeit, wo es viele Mücken gibt. Ich schätze sehr viel an der Arbeit im Krankenhaus und merke ebenso wie meine Arbeit von meinen Kollegen geschätzt wird und ich ebenso bei einigen Patienten meine eigene Meinung miteinbringen darf. Beispielsweise darf ich erklären, wie einige Krankheitsbilder in Deutschland behandelt werden. Ich habe das Gefühl wirklich angekommen zu sein und frage mich immer wieder wie es ist, wieder in Deutschland zu sein und meinem alten Job als Heilerziehungspflegerin nachzugehen und auch die liebgewonnen Kollegen und Freunde, wie auch das Leben hier in Malawi zurückzulassen.

 

Ehrlich gesagt möchte ich noch gar nicht daran denken bald in dem Flieger, zurück nach Deutschland, zu sitzen. Mittlerweile ist es normal geworden zum Markt zu gehen und dort die Lebensmittel zu kaufen. Auch das tragen der Chitenge möchte ich gar nicht mehr missen. Auch die Einheimischen in Madisi haben uns bereits als Teil der Gemeinschaft akzeptiert und liebgewonnen, es entstehen immer wieder tolle Gespräche, ich treffe immer wieder Bekannte, wenn ich auf den Markt gehe oder einfach nur einen Spaziergang durch die nahegelegen Dörfer mache. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie offen die Menschen hier sind und wie jeder jeden akzeptiert und zwar einfach so wie er ist. Auch das Verständigen auf Chichewa klappt immer besser. Ich muss allerdings sagen, dass es mir leichter fällt zu verstehen was andere sagen, als selber auf Chichewa zu antworten. Im Krankenhaus reden meine Kollegen teilweise nur noch auf Chichewa mit mir, was mir persönlich sehr geholfen hat, da ich keine andere Möglichkeit als versuchen zu verstehen, was sie mir sagen wollen. Außerdem haben sie mich immer wieder zu Patienten geschickt, die kein Englisch verstehen sodass ich gezwungen war zu lernen, wie ich nach dem Alter frage, danach Frage was die Patienten für Probleme beziehungsweise für Schmerzen haben oder einfach nur, dass ich komme um ihnen ihre Medikamente zu geben. Ich muss sagen, dass ich dadurch sehr viel Ehrgeiz aufgebaut habe um die täglichen Aufgaben in sprachlicher Hinsicht meistern zu können. Auch die Kirchgänge am Sonntag sind zur Normalität geworden und machen immer wieder Spaß. Am Palmsonntag fand eine Prozession statt und die war alles andere als ruhig. Wir waren sehr überrascht, wie sehr die Leute den Tag gefeiert haben und wie viel Lebensfreude wir dadurch von ihnen erfahren durften. Generell sind die Messen hier einfach wunderschön, ich kann nur immer wieder sagen, wie schön ich die Gesänge der Chöre finde und dies werde ich in Deutschland sehr vermissen.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich mich zur Zeit schon sehr mit dem Thema Abschied beschäftige und bereits die ersten Abschiede schon bald stattfinden, da einige Arbeitskollegen eine neue Stelle in einem anderen Krankenhaus antreten. So wird sich auf der Arbeit nochmal etwas verändern, da fast alle Kollegen gehen, mit welchen ich bis jetzt zusammengearbeitet habe. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass ich die letzten Monate nun nochmal voll und ganz genießen sollte und nicht zu viel Zeit damit vergeuden sollte, dem Abschied entgegen zuschauen, denn dafür bleibt hinterher noch genug Zeit nun zählt vorerst das hier und jetzt und dies ist wunderschön und aufregend.

In diesem Sinne liebe Grüße nach Deutschland.

 

 

 

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